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Carmina Burana

Die bedeutendste Sammlung von Dichtung in zumeist spätlateinischer und mittelhochdeutscher Sprache wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts in dem oberbayerischen Kloster Benediktbeuren (wieder-) entdeckt und nach ihrem Fundort Lieder aus Beuren (Carmina Burana) genannt.

Schon damals faszinierte diese Liedsammlung, die neben Lebenslust und Weltbezogenheit auch den geistigen Austausch der fahrenden Scholaren innerhalb des mitteleuropäischen Kulturraumes dokumentiert. Weltberühmt wurden die Carmina in unserem Jahrhundert durch die Orffsche Vertonung (1935).

Carmina Burana

Eine Auswahl von 21 Liedern, in Latein oder Mittelhochdeutsch, übertragen ins Deutsche von Carl Fischer und Matthias Hennig. Nachwort Doreen Gliemann. Mit neun Farblinolschnitten. Zweifarbiger Text, maschinengesetzt aus der Garamond und Futura, ein Lied von Hand aus der Unziale gesetzt, typografisch angelehnt an die Originalfassung der Carmina Burana. Satz und Druck besorgte das Museum der Arbeit in Hamburg. Papier: 150g Excudit-Karton, Format 27 x 17,5 cm, 76 Seiten. Gesamtauflage 130 Exemplare, wovon 120 für den Handel bestimmt sind. Hamburg, 1997.

Ausgabe A und B vergriffen.

Ausgabe C – als Normalausgabe, 110 arabisch nummerierte Exemplare. Orangefarbener Leinenband mit Prägung, in einem Pappschuber.

Preis: € 240,-

Dieses Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum der Arbeit Hamburg:

Ein schönes Buch entsteht im Museum – eine Dokumentation aus dem Museum der Arbeit Hamburg

Im Sommer 1997 wurde im Museum der Arbeit ein Buch in einer Drucktechnik hergestellt, die mehr als fünfhundert Jahre das graphische Gewerbe beherrschte und die heute, von wenigen künstlerischen Werkstätten abgesehen, nur noch im Museum besichtigt werden kann: dem Buchdruck mit Bleilettern.

Der Buch-Künstler und Verleger Svato Zapletal verwirklichte dabei sein seinerzeit jüngstes Projekt, eine Auswahl aus den Carmina Burana mit eigenen Graphiken.

Bereits 1987 regte die Wirtschaftsbehörde der Stadt Hamburg an, die Buchdruckabteilung des Museums zu nutzen, um Buchkünstler bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Im Rahmen dieses Projekts konzipierte und gestaltete Zapletal den Band mit Lyrik von Jacques Prévert „Blutorange“, der im Museum gesetzt, gedruckt und schließlich gebunden wurde. Dieser Band gehört zu den von der Stiftung Buchkunst belobigten Büchern des Svato Verlags.

Zehn Jahre später entstand in den Schauwerkstätten des  Museums der Arbeit das Buch “Carmina Burana” von Svato Zapletal.

Die Carmina Burana

Svato Zapletal hat von den über 250 Liedern des Codex vor allem Frühlings- und Liebeslieder ausgewählt. Daneben gibt es ein Kapitel mit Vagantenliedern und einige Klagelieder wie den Nachgesang auf die armen Dichter, mit dem Zapletal seinen Reigen schließen lässt.

Die Herstellung im Buchdruck

Eröffnet wird das Buch mit einer Graphik, die das Lied vom Schicksalsrad “O Fortuna, velut luna” andeutet.

Zu Beginn fertigte Svato Zapletal Skizzen, die er dann spiegelverkehrt auf Linoleum übertrug. Alle Graphiken des Zyklus wurden aus diesem weichen, auf Leinöl basierenden Material geschnitten, das flächiges Arbeiten genauso zulässt wie das akkurate aushebeln zarter Linien.

Für jede der bis zu zwölf Farben einer Buchillustration musste eine Druckplatte angefertigt und zunächst probeweise angedruckt werden, denn jede Druckfarbe verändert auf dem Papier noch leicht ihr Aussehen. Bis zu dem harmonischen Bild, das der Leser sieht, sind einige Versuche notwendig gewesen, um die richtigen Farbstufen zu finden.

Helle Farben wie Rot, Orange, Rosa oder kräftiges Blau leuchten jetzt auf der weißen Fläche des Papiers und heben sich gegen die schwarzen und grauen Kontrapunkte der Schatten, Figuren, Leisten und Schrift ab.

Svato Zapletal hat die Welt- und Sinnenfreude der mittelalterlichen Dichtung in leuchtende, klare Bilder übersetzt. Die melancholische Färbung, die in manchen Liedern mitschwingt, kommt in den weichen Gesten der Figuren zum Ausdruck.

Spannung entsteht aus der Verbindung von starkfarbigen Flächen und zarten Linien oder Arabesken.

Für den Text hat Zapletal zwei unterschiedliche Schrifttypen aus den Beständen des Museums genutzt: Für die lateinischen Verse wählte er die Garamond, eine der ältesten Antiqua-Schriften mit sogenannten Serifen, den kleinen Ansatz- und Begrenzungsstrichen an den Buchstaben. Für die Übertragung ins Deutsche nahm er dagegen die Futura, eine moderne, in den zwanziger Jahren entwickelte serifenlose Schrift.

Die ausgewählten Liedtexte wurden von Mitarbeitern des Museums auf Linotype-Setzmaschinen gesetzt, das heisst als Bleizeilen gegossen. Mit dem fertigen Andruck konnte dann der Satzspiegel, die Aufteilung der Buchseiten festgelegt werden.

Nach Korrektur und Umbruch wurden Texte und Bilder schließlich auf einem Heidelberger Zylinder, einer Schnellpresse des Museums gedruckt.

Zuletzt wurden die fertigen Bögen in einer kleinen Buchbinderei in Prag in Fadenheftung zusammengefügt und in Leinen oder Leder eingebunden. Als Einbandfarbe wurde ein helles Orange-Rot festgelegt, eine Farbe, die zu den “Lieblingsfarben” des Mittelalters gehörte.

Die ineinandergreifenden Schritte des Herstellungsprozesses zeigen, dass das spätere Objekt Buch bis ins Detail geplant werden muss. Zu einem Künstlerbuch gehört aber auch die Offenheit für Ungeplantes – das Ergebnis ist ein so nicht wiederholbares und damit unverwechselbares Werk.

Text: Doreen Gliemann, Dr. Jürgen Bönig,
Fotos: Karin Plessing (Hamburg), Petr Hornik (Prag)